Rom einmal anders

Was hat die Gruppe vom Treffpunkt Benedikt in der Ewigen Stadt bei „Rom für Fortgeschrittene“ erlebt? Ein Bericht und viele eindrucksvolle Fotos.

 

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Bereits 2013 und 2015 führten P. Bernhard und P. Klaus Gruppen junger Pilger nach Rom. Für diese Reise hatten sie angekündigt, abseits der Touristenpfade diese faszinierende Stadt von neuen Seiten zu erkunden. Eher unbekannte Kirchen begeisterten uns ebenso wie die Galleria Borghese. Der ehemalige Schweizer Gardist Matthias G. zeigte uns anhand weniger Straßenzüge die Entwicklung der Stadt und führte uns zum Campo Verano, dem größten römischen Friedhof. Ganz unterschiedliche Gespräche vor Ort ermöglichten uns neue Einblicke hinter die Kulissen.

Besuche bei Abtprimas, Mathilde Schwabeneder und Sant’Egidio

Der „Boss“ der 7.500 Benediktiner weltweit empfing uns in Sant’Anselmo auf dem Aventin. Abtprimas Gregory Polan OSB erzählte sehr persönlich aus seinem Alltag und beantwortete viele Fragen. Dabei zeigte er sich begeistert vom Lied „Höre“, das wir für ihn aus dem Jugendbrevier Oremus sangen und von den Mitreisenden Markus und Elisabeth Höftberger verfasst und komponiert worden war. (Gesprächserinnerungen und Audiodatei zum Nachhören sind nach den Bildern.)

In Santa Maria in Trastevere besuchten wir das Abendgebet der Laiengemeinschaft Sant’Egidio, die 60.000 Mitglieder in 70 Ländern zählt. Ihr Generalsekretär, Cesare Zucconi, schilderte, wie vor 50 Jahren junge Leute begannen, die Bibel zu lesen und die Welt um sich herum zu verändern. „Wartet nicht auf andere und kritisiert nicht nur, sondern setzt selbst Schritte, um die Welt ein wenig besser zu machen!“ (Die Audiodatei zum Nachhören des Gesprächs ist nach den Bildern.)

Dr. Mathilde Schwabeneder erzählte uns in ihrem Büro über den Alltag einer ORF-Korrespondentin und was sie auf Papstreisen so erlebt. Spannend waren auch ihre Ausführungen zur italienischen Politik, die sie ebenfalls für Österreich beobachtet. Wir hatten auch die Möglichkeit, in der Glaubenskongregation Weltkirche kennenzulernen und auf der Dachterrasse dem Petersdom auf Tuchfühlung zu gehen.

Geistliche Wege und kulinarische Highlights

In den Priscilla-Katakomben feierten wir eine heilige Messe tief unter einem heutigen Wohngebiet – so wie sich früher die Christen versammelt hatten. Morgen- und Abendgebet verrichteten wir in verschiedenen Kirchen unterwegs. Aufgrund der vielfältigen musikalischen Talente wurden auch andere von unserer Begeisterung erfasst. Einmal wartete z.B. ein Mann vor einer Kirche auf uns und sagte mit feuchten Augen: „Eure Sprache ist sonst hart, aber jetzt beim Gebet war sie so schön und melodisch.“

Die vollen sieben Tage in Rom waren nicht nur von einer tiefen Einheit im Geist geprägt, sondern auch von einer ausgelassenen Stimmung: Dazu gehörten ein gemeinsames Picknick am Meer, das tägliche Eis bei Giolitti, nie enden wollende Mahlzeiten …

Hier die Fotos – klick dich durch!

 

Gespräch mit Generalsekretär Cesare Zucconi in Sant’Egidio:

Erinnerungen an Abtprimas Gregory Polan OSB

… aufgezeichnet von Reiseteilnehmern „Treffpunkt Benedikt: Rom für Fortgeschrittene“

Auf die Frage, wann und wie er betet: „Meine persönliche Gebetszeit ist früh am Morgen. Ich setze mich vor eine meiner Ikonen und betrachte die Heilige Schrift. Diese lectio divina ist für mich die zentrale Begegnung mit Gott.“
Zur Frage, wie denn die Schriftlesung geht: „Read until the word of God stops you! – Lese, bis dich das Wort Gottes aufhält. Ich nehme meist nur zwei Verse her und dringe in sie ein. Lese langsam und aufmerksam, bis du merkst: Da öffnet sich etwas. Und dann verweile dabei.“
Worin liegt es, dass viele sagen, Abtprimas Gregory höre gut zu und nehme sie so ernst? „Ich glaube es kommt davon, dass ich täglich das Wort Gottes mit großer Aufmerksamkeit lese und in mich aufnehme. Wer die Begegnung mit Gott sucht, kann auch auf andere eingehen.“
Zum persönlichen Gebet: „Don’t get too antiseptic in your prayers!“ D.h.: Bleib nicht auf kühle Distanz zu Gott, vermeide, nur einen desinfizierten Kontakt mit ihm zu halten. Es gibt die Gefahr, dass wir uns ihm nur von unserer reinen Seite zeigen wollen, wo alles in Ordnung ist und wir heilig sind. Das wäre falsche Frömmigkeit.
„Wenn wir die Psalmen beten, tun wir das für den ganzen Leib Christi. Irgendwelche Menschen in der Welt sind gerade in der Lage, die ein Psalm beschreibt. Mit ihnen solidarisieren wir uns im Gebet. Deshalb dürfen wir die Feindespassagen nicht ausscheiden. Wenn es z.B. im Psalm 137 heißt: ‚Selig, wer ergreift und zerschlägt am Felsen deine Nachkommen‘, dann ist das zuerst einmal ein schreckliches Bild. Wie kann man dem im Gebet Raum geben. Das war aber die Situation der Israeliten im Babylonischen Exil. Und es geschieht immer wieder: Kinder werden am Felsen zerschmettert. Das wird dann Gott hingehalten. Es steht nicht: Wir sollen so handeln, sondern es wird die ganze Wut Gott hingehalten und er wird aufgefordert etwas zu tun. Das habe ich damit gemeint, wenn sich vorhin sagte: Euer Gebet soll nicht zu antiseptisch sein!“
Auf die Frage, was er von jungen Katholiken wie uns erwarte: „Danke, dass IHR so seid, wie ihr seid und Euren Glauben so lebendig lebt. Euer Jugendbrevier Oremus habe ich schon öfters hergezeigt. Macht weiter so!“
Eine junge Reiseteilnehmerin nach dem Gespräch: „A very humble and inspiring man!“

Gespräch mit Abtprimas Gregory Polan OSB in Sant’Anselmo: