Klassiker der Theologie – Neuzeit

Martin Luther (1483-1546)

Eine einfältige Weise zu beten

Martin Luther, am 10. November 1483 in Eisleben geboren, begann nach dem Grundstudium an der Artistenfakultät in Erfurt 1505 das Studium der Rechtswissenschaft, trat aber schon zwei Monate später in den Orden der Augustiner-Eremiten in Erfurt ein. Die neuesten Forschungen zu Luther betonen, dass Luther sehr stark von der spätmittelalterlichen Mystik geprägt und beeinflusst war. Das hat besonders der evangelischen Kirchenhistoriker Volker Leppin in seinen Studien und Publikationen betont.

In der kleinen Schrift „Eine einfältige Weise zu beten, für einen guten Freund“ entfaltet Luther am Leitfaden des Vaterunser und der zehn Gebote eine Anleitung für das Beten; später hat Luther diese Schrift noch durch die Artikel des Glaubensbekenntnisses erweitert. Der „gute Freund“ war sein Barbier und alter Freund Peter Beskendorf, für den Luther 1535 diese Einführung in das Gebet verfasste. Sie steht ganz in der Reihe der spätmittelalterlichen Tradition der Gebetsanleitungen.

Textausgaben:

Martin Luther, Eine einfältige Weise zu beten, für einen guten Freund, in: Martin Luther, Ausgewählte Schriften Bd. 2, Hrsg. von K. Bornkamm u. G. Ebeling, Frankfurt 1982, 268-292.

Martin Luther, Eine einfältige Weise zu beten, Quellen der Spiritualität Bd. 3, Münsterschwarzach 2011. 

Online: http://www.maartenluther.info/Eine_Einfaeltige_Weise_Zu_Beten_Fuer_Einen_Guten_Freund_1535.pdf

 

Ignatius von Loyola (1491-1556)

Bericht des Pilgers

Mit dem Namen des hl. Ignatius verbindet man den Jesuitenorden und die Exerzitien. Im „Bericht des Pilgers“ hat er auf Ersuchen seiner Mitbrüder gegen Ende seines Lebens den Weg seiner Berufung erzählt. Sein eigentlicher Pilgerweg begann etwa mit seinem 30. Lebensjahr. Der adelige Baske Inigo war zuvor hauptsächlich im Verwaltungsbereich des spanischen Staates tätig. Bei der Belagerung der Feste Pamplona 1521 wurde er schwer verletzt. Der mühsame Prozess seiner Heilung brachte ihn auf den Weg zum Erkennen seiner Berufung. Schritt für Schritt wurde sein Weg deutlicher – bis zur Bildung der Compañia de Jesus, die er schließlich 1538 dem Papst zur Verfügung stellte, um dort tätig zu sein, wo es für die Kirche am dringendsten war. Zeit seines Lebens legte er auf schriftliche Berichte größten Wert, auch als Generaloberer der Gesellschaft Jesu war er ein eifriger Briefschreiber.

Textausgabe:

Ignatius von Loyola, Bericht des Pilgers, Übers. und komm. von Peter Knauer SJ, (Echter Verlag) Würzburg 2002.

Online: http://members.a1.net/omvaustria/ignatius/pilger.html

 

Teresa von Avila (1515-1582)

Vida – Das Buch meines Lebens

Teresa schildert in diesem Buch ihren Lebensweg bis zur Gründung des St. Josef-Karmels in Avila 1562. Aber nicht nur das „Libro de la Vida“ sondern alle Schriften der Heiligen haben autobiographischen Charakter. Es geht Teresa um ihren geistlichen Weg, der immer ein Weg des Gebetes war. Mit ihren Werken verband sie in keiner Weise eine ichbezogene Motivation, etwa weil sie sich Lesern präsentieren wollte. Sie schrieb vielmehr immer auf Weisung ihrer geistlichen Begleiter und Beichtväter, durchaus aber mit der Intention einer geistlichen Unterweisung. Das wird besonders in der Vida deutlich, wo die Autorin einen kleinen Traktat über das Gebet einschiebt. Sie spricht darin auf Grund ihrer Erfahrungen über vier Stufen des Gebetes (Kap.11-22), die sie anschaulich mit vier Möglichkeiten vergleicht, einen Garten zu bewässern. Den Weg des Gebetes erläutert sie für ihre Mitschwestern auch in ihrer Schrift „Weg der Vollkommenheit“. Ein anderes Werk, die „Innere Burg“, schildert den Weg der Seele im Gebet als einen Weg durch sieben Wohnungen.

Textausgabe:

Teresa von Avila, Das Buch meines Lebens. Vollständige Neuübertragung, Gesammelte Werke Bd. 1, Hrsg., übers. und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD und Elisabeth Peters OCD, (Verlag Herder) Freiburg 7. Auflage 2013.

Online: Voll-Text:

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Auszüge:

Klicke, um auf teresa2015.pdf zuzugreifen

 

Franz von Sales (1567-1622)

Philothea – Anleitung zum frommen Leben

Franz von Sales ist wohl einer der bedeutendsten spirituellen Autoren der Kirche. Schon zu Lebzeiten des Heiligen erschienen etwa 40 Ausgaben der „Philothea“. In der Gesamtausgabe seiner Schriften sind 2.100 Briefe und Brieffragmente publiziert, faktisch dürfte die Zahl der Briefe bei über 10.000 liegen.

Franz wurde 1567 auf Schloss Sales im Königreich Savoyen geboren. Vom Vater eigentlich für eine Beamtenlaufbahn vorgesehen, hatte er nebenbei auch Theologie studiert, um seinem Ruf zum Priestertum folgen zu können. 1593 zum Priester geweiht nahm Franz auf Betreiben des adeligen Vaters die Stelle des Propstes von St. Peter in Genf an. Intensiv bemühte er sich um die Rückführung der Bevölkerung des „kalvinischen“ Chablais zum katholischen Glauben. Mehrmals traf Franz auch mit Theodor Beza (1519-1605), dem Nachfolger des Reformators Johannes Calvin zusammen. Im Jahr 1599 erfolgte seine Ernennung zum Koadjutor des Bischofs von Genf, der zu dieser Zeit allerdings in Annecy residierte. 1602 wurde Franz zum Bischof geweiht und trat die Nachfolge des inzwischen verstorbenen Bischofs an.

Neben der großen Zahl von Briefen, die sich in der Hauptsache der geistlichen Begleitung widmeten, sind es vor allem drei Werke, die Franz zu einem großen geistlichen Autor machten: die „Philothea“, die Anleitung zum frommen Leben, der „Theotimus“, die „Geschichte der göttlichen Liebe“, und schließlich die „Geistlichen Gespräche“ für die von ihm gegründete weibliche Ordens-Gemeinschaft der Heimsuchungsschwestern.

Die Philothea will zum Leben der Frömmigkeit hinführen und in dieses einführen. Das 2. Vatikanische Konzil hat im 5. Kapitel des großen Lehrdokuments über die Kirche – Lumen Gentium – die These vertreten, dass alle Getauften zur Heiligkeit berufen sind. Genau das war das Anliegen des hl. Franz von Sales. Frömmigkeit bedeutete für ihn die „wahre Gottesliebe“. Sie kann in jedem Stand und Beruf geübt werden, sie richtet sich nach der konkreten familiären und beruflichen Situation des Menschen.

Textausgabe:

Franz von Sales, Philothea. Anleitung zum frommen Leben, Hrsg. und übers. u von Franz Reisinger, (Franz-Sales-Verlag) Eichstätt 2009.

Online:

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Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers

Der unbekannte Verfasser erzählt von einem russischen Pilger des 19. Jahrhunderts, der das Bibelwort „Betet ohne Unterlass!“ (1 Thess 5,17) zu verwirklichen suchte. Die Ursprünge dieser Erzählung liegen im Dunkeln; sie datiert etwa zwischen 1853 bis 1861. Zentral geht es um das „Jesusgebet“, das die Frömmigkeit der byzantinischen und slawischen Christen besonders geprägt hat. Die kurze Anrufung des Jesusnamens, verbunden mit einer Anrufung der Barmherzigkeit wird immer wiederholt. Die Tradition des Athos verbindet das Gebet mit dem Ein- und Ausatmen: „Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner!“ (vgl. Gotteslob Nr. 6/8)

Die „Aufrichtigen Erzählungen“ sind erstmals 1870 in Kasan erschienen und wurden in verschiedene europäische Sprachen übersetzt. So wurde die Praxis des Jesusgebetes auch in der westlichen Christenheit bekannt.

Textausgabe:

Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers, Hrsg. von Emmanuel Jungclaussen, (Herder) Freiburg 2000.

Online:

http://orthodoxe-bibliothek.de/index.php/bibliothek/ohne-autor/836

Univ.-Prof. Dr. Josef Weismayer