Der Treffpunkt im März oder wie aus Proleten Propheten werden (können)

Zwei Dinge haben diesen Treffpunkt geprägt, die beide mit einem neuen Anfang zu tun haben: Die Frage nach der Vergebung trotz der Realität des Bösen im Vortrag von Andreas Liebl über seine Erfahrungen der Gefangenenseelsorge und in der Predigt von P. Bernhard die Sorge um die geistliche Berufung als Anliegen für alle. Dieses Thema war einem aktuellem Anlass geschuldet, denn am selben Tag, dem 2. März, begann die zweite Amtszeit von Abt Ambros, für die wir ihm auch auf diesem Wege alles Gute und Gottes Segen wünschen!

Schon am Vormittag haben wir im Kloster unseren Abt Ambros gefeiert, der damit offiziell seine zweite Amtszeit nach der Wiederwahl im Jänner angetreten hat. Deswegen gab es diesmal leider auch kein Forum Benedicti.

Dafür hatte es der Vortrag von Andreas Liebl, seines Zeichens Berufsschullehrer und Koordinator der Gefangenen Seelsorge der Diözese Innsbruck, wirklich in sich. Mit sehr konkreten Beispielen aus seinen Erfahrungen mit Gefangenen, ihren Geschichten und Taten hielt er den voll besetzten Wintersaal in Atem – die Realität des Bösen nicht abstrakt sondern ganz nah. Was diese Menschen wohl brauchen? Annahme, Vergebung, Zuwendung! Zum Beispiel Jens, der zum Schläger wurde. Was ihn befreien würde, wäre es, zum „Mister Verzeiher“ zu werden, wie es in der Doku hieß, die Liebl uns mitgebracht hatte (Aus Geo kompakt „Gnadenlos – Der Kampf um das Gute“). Verzeihen und Vergeben machen mich wirklich frei, trotz und obwohl ich es vielleicht nicht verdient habe. Und so sei es auch mit der Beichte, in der uns Gott genau das schenke, wie uns Liebl anhand einer imaginären oberbayrischen Hochzeitsfeier mit Malheur sehr anschaulich beschrieben hat. Es ist eine erlösungsbedürftige Welt, die auf Liebe und Vergebung wartet. Der Innsbrucker Theologe wörtlich: „Erlebnisse von Umkehr mit Menschen, die wirklich schuldig geworden sind, haben meinen eigenen Glauben sehr bereichert. Das meine ich, wenn ich sage, dass solche Menschen Propheten werden können.“

Indirekt schloss sich hier die Predigt von P. Bernhard bei der Messe in der Michaelskapelle an. Passend zum Satz aus dem Evangelium „Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht sein Mund“– wie Abt Ambros hervorhob – predigte P. Bernhard vom Treffpunkt und von der Sorge um die geistlichen Berufungen als Anliegen der ganzen Kirche. Gemeinsam seien wir auf dem Weg, gemeinsam seien wir aufeinander angewiesen. Es brauche heute „proaktive Wege“ um in „kreativer Weise eine Kultur geistlicher Lebensformen“ aufzubauen, so zitierte er einen Ordensmanns aus den USA, der sich schon sehr lange mit diesen Fragen beschäftigt. Und ermutigend rief er uns dazu auf, Botschafter zu werden für das geistliche Leben, die Ordensgemeinschaften, eben diese Sorge auf unsere Weise wahrzunehmen.

Nach der Messe, die auch wegen der Predigt etwas länger gedauert hatte, gab es natürlich wieder eine Agape, diesmal mit Krapfen und einer italienischen Komödie. „Se Dio vuole“ zeigt mit viel Humor und Tiefgang, wie sich der atheistische Vater eines Burschen, der ins sich eine Berufung zum Priester spürt,  in der Begegnung mit dessen Freund und Begleiter, einem charismatischen Priester, verwandelt. Last but not least fand sich wie immer noch ein harter Kern bis spät in der Schank…

Der Vortrag von Andreas Liebl zum Nachhören:

Die Predigt von P. Bernhard zum Nachhören: