Hader und Verzweiflung am Beginn der stillsten – und für viele schönsten – Zeit des Jahres. Ein Widerspruch? Impuls zur ersten Adventwoche von Frater Philipp.
Wohl die meisten der kleinen (und auch manche der großen) Kinder fangen spätestens in diesen Tagen voll Vorfreude an, die Tage bis Weihnachten zu zählen. Etwas anders beginnt die Kirche diese Vorweihnachtszeit. Liturgisch bereiten wir uns in den nächsten Wochen ja erst auf die Ankunft Gottes unter uns in Gestalt seines Sohnes Jesus Christus vor. So setzt die Lesung des ersten Adventsonntags mit einem Aufschrei ein, den man so oft hört in Zeiten der Gottferne. Schon im zweiten Satz tönt es dem Leser entgegen, dieses bittere Wort „Warum“ – „Warum lässt du uns, Herr …“, um im nächsten Satz von dem flehenden „Kehre zurück um deiner Knechte willen …“ gefolgt zu werden. „Reiß doch die Himmel auf und komm herab …“ fleht der Beter bei Jesaja weiter, „denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen“.
Wer von uns kennt solche Situationen und Gefühle der Gottverlassenheit nicht? Immer stellt sich dann diese eine Frage: Wie gehe ich damit um, wenn die Worte fehlen? Oder wie der Titel eines der Bücher von Gisbert Greshake lautet: „Warum lässt uns Gottes Liebe leiden?
Durch unseren Glauben – und auch das zeigt der heutige Jesaja-Text – können wir vertrauen, dass wir gehalten und getragen sind: „Seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen, dass es einen Gott gibt AUßER DIR, der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen. Und doch bist du, Herr, unser Vater. Wir alle sind das Werk deiner Hände.“
Gott hat uns berührt! Lassen wir es zu? Halten wir die Stille aus, besonders Gottes Schweigen? Mit den liturgischen Texten, die immer mehr Hoffnung und Zuversicht vermitteln, ist der Advent eine sehr gute Gelegenheit, dies zu versuchen.
Frater Philipp Wögerbauer ist 37 Jahre alt und stammt aus Pfarrkirchen im Mühlkreis. 2014 ist er in Kremsmünster eingetreten und macht derzeit die Ausbildung zum Forstfacharbeiter.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.