Sieben Kremsmünsterer in Rom. Eindrücke der Postulanten Christian Sieberer-Kefer und Anselm Demattio im Zentrum der benediktinischen Welt – und die besten Bilder.
Voll Erwartung traten wir die Reise mit Pater Bernhard, Frater Claudio und Frater Philipp an. Während wir fünf das Flugzeug nahmen, kamen Pater Daniel und Pater David nach Terminen in ihren Pfarren einen Tag später mit dem Auto nach – sie hatten spontan entschlossen, sich uns anzuschließen und die Gruppe aus Kremsmünster so zu verstärken. Sant’Anselmo auf dem Aventin war unsere Basisstation. Dieser Hauptsitz der Benediktiner besteht aus einem internationalen Kolleg, der Universität mit 500 Studierenden und dem Sitz des Abtprimas. Während P. Bernhard zwei volle Tage für die Uni beansprucht wurde, genossen wir am ersten Tag die Ruhe dieses besonderen Ortes, zu dem der Lärm der Via Marmorata nur gedämpft heraufkommt, förmlich dem Treiben der Stadt enthoben. Über 70 junge und dank Rom jung gebliebene Benediktiner aus der ganzen Welt studieren, lehren und beten in Sant‘Anselmo gemeinsam. So wird dort die Vielfalt der benediktinischen Familie erlebbar. Aufgrund der guten Lage des Benediktinerklosters konnten wir zu den Sehenswürdigkeiten fast ausschließlich zu Fuß pilgern. P. Daniel führte uns am zweiten Tag zu zahlreichen Kirchen und bekannten Plätzen.
Frater Claudio wird Monsignore
Für die Generalaudienz am Mittwoch empfing uns P. Wolfgang aus dem Stift Admont, der im Vatikan bei der Organisation der Generalsaudienz des Papstes mitarbeitet. Mit ihm gingen wir ohne Kontrolle durch die heiligen Hallen und bekamen Sitzplätze nicht weit vom Papstthron entfernt. Fr. Claudio nannten wir mittlerweile „Monsignore Braccia“. Seine Ernennung verdankte er einer Verwechslung: Während wir den Bus genommen hatten, fuhr er mit dem von ihm für die vier Tage gemieteten Moped zum Vatikan. Als er auf uns wartete, sprach ihn ein gut gekleideter Italiener als Monsignore Braccia an. Unser Fr. Claudio trug zwar seinen Benediktiner-Habit, musste aber klarstellen, nicht einmal Priester zu sein, geschweige denn Monsignore. Der neue Spitzname wird ihm trotzdem bleiben.
Die starke Ausstrahlung des Papstes beeindruckte uns. Er sprach über den Tod, den Christus überwindet, weil er die Auferstehung ist. So wie Jesus einst Martha gefragt hat, ob sie dies glaube, hat auch der Papst der Menge diese Frage vor Augen gehalten: „Glauben wir, dass Jesus die Auferstehung und das Leben ist? Glauben wir das wirklich?“ Wenn dem so ist, dürfen wir uns getragen wissen von der christlichen Hoffnung, dass er uns einst mit weiten Armen empfängt, und gelassen werden – wie Franziskus.
Gespräch mit dem neuen Abtprimas
An unserem letzten Tag empfing Abtprimas Gregory Polan die Delegation aus Kremsmünster. Nach der Begrüßung meinte der „Chef“ von über 7.000 Benediktinern: „Ich könnte euch jetzt eine Menge erzählen, aber viel interessanter ist, welche Fragen ihr an mich habt.“ Wir bekamen ein Gefühl, wie er mit Herzlichkeit und Weite die benediktinische Welt sieht und repräsentiert. Seine Kraftquelle ist die tägliche lectio divina am Morgen, die ihn schon durch über 40 Jahre in seinem Kloster in Missouri getragen hatte, wo er die letzten 20 Jahre Abt war. Frater Claudio überreichte ihm den Kremsmünster Kalender 2018 mit Bildern aus der Landesgartenschau, der nun sein Büro ziert.
Besuche in der Anima und im Germanicum
Im Sitz der deutschsprachigen Gemeinde und dem Priesterkolleg „Anima“ waren wir von Rektor Dr. Franz Brandmayr zum Mittagessen eingeladen. Zuerst bekamen wir von diesem geborenen Oberösterreicher eine Kirchenführung. Nach dem Essen kam es zum Höhepunkt: Der Rektor lud uns auf seine Terrasse zum „Limoncello del Rettore“ ein, der von den Zitronenbäumen auf der Terrasse hergestellt wird. Wir leerten zwei große Flaschen, unser Maturant und treuer Ministrant Michael Oppitz war mit dabei, er studiert ein Jahr in Rom Theologie.
An unserem letzten Abend besuchten wir Christoph Sperrer im deutschprachigen Priesterseminar „Germanicum“, wo 70 Seminaristen wohnen. Christoph ist aus Wels und studiert für die Erzdiözese Wien, kommt uns aber öfters in Kremsmünster besuchen. Auch er führte uns auf eine Terrasse mit dem Blick über Rom bei Nacht. Es war sehr beeindruckend. Anschließend ging es zum Abendessen. So wie vielen anderen übergaben wir auch Christoph das neue Jugendbrevier. „Oremus“ ist also auch in Rom angekommen.
Rom hat viel zu bieten: die antiken Bauten, die vielen Kirchen, Museen und so vieles mehr. Wir erlebten die Stadt aber nicht als Touristen, sondern über Personen und den Orden der Benediktiner, wie er sich in Sant’Anselmo eindrucksvoll zeigt. Was wir noch nicht erwähnten, uns aber in diesen Herbsttagen sehr begeisterte: das Licht! Geht man am Morgen hinaus, leuchten die Pinien, die Palazzi und Ruinen, abends werden sie in Gold und Rottöne getaucht. In dieser Milde und Wärme kann man wirklich aufleben und Kraft tanken, die man für den trüben Herbst bei uns dringend brauchen kann … Wir werden sicher nicht das letzte Mal in Rom gewesen sein!
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